Sie war die erste Leiterin des Valentin-Karlstadt- Musäums und eine Freundin der Münchner Turmschreiberinnen und Turmschreiber: Am 1. Januar 2023 ist Gudrun Köhl, die zu vielen Turmschreibern freundschaftliche Kontakte pflegte, wenige Tage vor ihrem 80. Geburtstag nach langer Krankheit gestorben.

Nach Hannes König, dem Gründer des Karl Valentin-Musäums im Isartor, der ab 1959 bis 1989 das Musäum leitete, übernahm Gudrun Köhl die folgenden 15 Jahre von 1989 bis 2004 die Leitung dieses Hauses.
Museumsleiterin wollte die 1943 in Garching an der Alz geborene Gudrun Köhl zunächst nicht werden, sondern als Missionarin nach Afrika gehen. Doch nachdem sich dies zerschlug, studierte die 19-Jährige an der Akademie der Bildenden Künste in München für das Lehramt Kunst, lehnte aber die ihr angebotene Stelle als Kunsterzieherin in Mühldorf ab, nachdem sie den 35 Jahre älteren Kunstmaler Hannes König kennengelernt hatte. Sie wurde nicht nur seine Lebenspartnerin, sondern bald auch eine unverzichtbare Mitarbeiterin im Musäum.
Hannes König war 1959 auch der Mitbegründer der Münchner Turmschreiber, jener literarischen Autorenvereinigung von in Bayern schaffenden Erzählern, Dramatikern, Historikern und Lyrikern. Da die Gründung dieser Gruppe im Turmstüberl des Musäums stattfand, schlug Hannes König Karl Valentin als „Ehrenprotektor der Turmschreiber“ vor, was lebhaft begrüßt wurde, da etliche Turmschreiber Valentin noch persönlich kannten. So wurde Eugen Roth von Valentin noch höchstpersönlich durch das Panoptikum – das erste Valentin-Museum – geführt, wie der legendäre Lach- und Gruselkeller des Komikers damals hieß. Auch Ernst Hoferichter war mit Valentin befreundet und erlebte vieles Eigenartige mit dem Komiker wie auch Kurt Wilhelm, der 1946 gemeinsam mit Valentin etliche Sendungen für Radio München machen durfte. Und natürlich auch Hannes König, der Valentin im deutschen Theater kennen lernte, für ihn Bühnenbilder entwarf und der schließlich zu seinen Ehren auch das Valentin-Musäum im Isartor einrichtete, bevor der Komiker in München ganz vergessen war.
Seit 1959 trafen sich die Turmschreiber regelmäßig im Turmstüberl des Isartors zum literarischen Stammtisch, wozu mehrmals im Jahr auch Gäste zu Lesungen eingeladen wurden, für deren Bewirtung Gudrun Köhl gerne sorgte, nachdem sie 1968 Wirtin im Turmstüberl des Musäums geworden war.
Zunehmend intensivierte sie auch ihre Arbeit fürs Musäums-Archiv und für Ausstellungen. Daneben publizierte sie etliche Beiträge über Valentin und gemeinsam mit Hannes König auch mehrere Bücher über das berühmte Komikerpaar Valentin-Karlstadt sowie über die Münchner Volkssänger. Außerdem fertigte sie für die von Hannes König gegründete Münchner Volkssängerbühne nicht nur Bühnenbilder, sondern spielte selbst auch mehrfach bei dort aufgeführten Stücken mit und führte bisweilen sogar Regie.
Als 1989 Hannes König starb, übernahm sie die Leitung des Musäums, sorgte für die Einrichtung einer Dauerausstellung für Liesl Karlstadt und leitete den sich regelmäßig treffenden Volkssängerstammtisch. 2002 wurde auf ihre Veranlassung aus dem „Karl Valentin-Musäum“ das „Valentin-Karlstadt-Musäum“, womit endlich auch Valentins Partnerin die verdiente Würdigung erfuhr. 2003 wurden ihre Verdienste mit der Medaille „München leuchtet“ in Silber gewürdigt. Ende 2004 zog sich die 61-jährige als Leiterin des Musäums zurück, worauf Sabine Rinberger ihre Nachfolgerin wurde.
Die Münchner Turmschreiberinnen und Turmschreiber werden Gudrun Köhl ein ehrendes Andenken bewahren, die in ihrer Zeit als Leiterin des Musäums unsere Autorenvereinigung mehrmals im Jahr zu Leseveranstaltungen ins Turmstüberl einlud, was schon vorher auch Hannes König regelmäßig getan hat.
Alfons Schweiggert
im Namen aller Turmschreiberinnen und Turmschreiber
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.