Mei Klarinett´n is mei Gitarr`! Zum Tod von Sepp Eibl

Der Musiker, Zeichner und Autor Sepp Eibl ist 2023 verstorben. Poetentalerpreisträger Sepp Redl erinnert an ihn:

Als er noch ein junger Musiker war, lernten sie sich schon kennen, der Eibl Sepp und der legendäre Gustl Feldmeier, der in den Nachkriegsjahren zu einem Förderer der bayerischen Volksmusik um den Kiem Pauli und dem Wastl Fanderl geworden und mit den ganz Großen der Münchner Volkssänger und Volksschauspieler befreundet war. Gustl Waldau, Liesl Karlstadt, der Weiß Ferdl und viele andere gingen am Rathauseck ein und aus. Aber nicht nur sie, sondern auch Herzog Albrecht mit seinen Söhnen Franz und Max, wie wir ab Seite 72 im jüngsten Buch von Herzog Franz von Bayern „Zuschauer in der ersten Reihe – Erinnerungen“ nachlesen können.

Es war fast logisch, dass die Betriebs-Weihnachtsfeiern von Ludwig Beck ab den 60-er Jahren fast schon missionarisch vom Eibl Sepp mit Freunden – so bezeichnete er seine Mitmusizierenden in ihren wechselnden Zusammensetzungen – vorbereitet und veranstaltet wurden. Allesamt waren es die Großen, die z. B. in den BR-Sendungen „Bairisches Lieder- und Notenbüchl“ zu bewundern waren: Die Fischbachauer Sängerinnen, die Waakirchner, Riederinger und Haunshofer Sänger, Prof. Kurt Huber, Hans Igl, Sepp Winkler, Fritz Mayr, Rudi Ziemann, der Schwenk Schorsch mit seiner Inge und viele, viele andere mehr.

1975 bekam ich den Auftrag, mich um die aktuelle Mitarbeiter-Weihnachts-Feier zu kümmern und ja nicht zu vergessen, eine Virginer für’n Sepp zu besorgen. Ohne die ging nämlich gar nichts. Ein Programm im Voraus zu drucken, war nicht möglich; denn wer wann auftreten würde, war nur dem Sepp bekannt.

Das war meine erste Zusammenarbeit mit ihm, aus der sich eine langjährige Freundschaft mit vielen Projekten entwickeln sollte. So ergab es sich, dass der Eibl Sepp von den Feldmeier-Söhnen Toni und Gustl Räume in der Burgstraße für seine „Volksmusikschule Sepp Eibl“ zur Verfügung gestellt bekam. Im Herbst 1979 wurde daraus der „Verein zur Pflege der Bayerischen Volksmusik“. Erneut konnte er mit seinem Schulbetrieb zu Gast in einem Beck-Gebäude, dem neuen Logistikzentrum in Berg am Laim, sein. Von 1990 bis zuletzt war der Sepp dann mit seiner Schule in der „Helberger Villa“ im Trumschatten der Wallfahrtskirche unterhalb des Thalkirchner Berges zu finden.
In den Folgejahren entstanden viele Langspielplatten. Die Covers stammten allesamt vom Sepp, dem Zeichner, dem Multitalent. Zu hören sind meist Halbwalzer, Jodler, Polkas und Landler. Und g‘rad die hatten es ihm angetan, insbesondere die langsamen; denn das seien die allerschönsten, meinte er.

Besonders hervorzuheben ist die LP „Gitarrenmusik von Sepp Eibl – gradaus und verkehrt“, in der er sein Instrument nahezu unnachahmlich zelebriert. Einen Fuß hochkant gestellt und den anderen mit der Sohle darauf abgestützt. Er erklärt im Einleger, dass eben ein Landler „gradaus“ beginnt und im folgenden Takt ins „verkehrtrum“ wechselt.

1980 erschien sein Buch „Oberbayerisches Preissingen vom 29. bis 30. März 1930 in Egern a. See“ in der Reihe „Rosenheimer Raritäten“. Beigefügt ist eine Single, die den Zuhörer an den Tegernsee entführt. Der „Tölzer Schützenmarsch“, der da zu hören ist, den Eibls Vorbild, der Kiem Pauli, im Rahmen des Wettsingens vorgetragen hat und der so durch eine der ersten Rundfunkübertragungen des BR als Tonaufzeichnung erhalten wurde. „Bauern, Holzknechte, Handwerker, usw., kurz alles, was sangesfreudig war, wurde herzlich eingeladen“, schreibt der Sepp.

Joseph Franz Eibl war gebürtiger Münchner, studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München und am Mozarteum in Salzburg. Ab 1967 war er Mitarbeiter am BR und am ORF in der Sparte Volksmusik. Häufig stand im Abspann der Sendungen „Unter unserem Himmel“: Sepp Eibl. Und immer wieder, wenn auf dem Bildschirm die Zither erscheint und die Titelmelodie erklingt, werden für mich die Erinnerungen an ihn, den großartigen Volksmusikanten wach.

Ihm war es wichtig, das Vermächtnis vom Kiem Pauli zu bewahren. Er spielte Blockflöte, Schwegel, Gitarre und Klarinette. Am liebsten daheim in Kreuth mit der „Kreuther Klarinettenmusi“, zu denen auch Herzog Max in Bayern gehört. Aber auch hin und wieder kam er mit seiner Gitarre; denn „Mei Klarinett’n is mei Gitarr‘“, meinte er. Unter den vielen Auszeichnungen ist der Poetentaler der Münchner Turmschreiber hervorzuheben, den übrigens auch Gustl Feldmeier sen. trug.

Zuletzt hatten der Sepp und ich noch einen Plan. Er wollte im kleinen Kreis wieder einmal – so wie damals am Rathauseck – für Herzog Franz und Max auf seiner doppelläufigen Gitarre spielen. Unser Plan ist leider net „gradaus glaffa“, sondern verkehrtrum. … Oder, für’n Sepp selber vielleicht pfeigrad nauf in den bayerischen Volksmusikhimme, da wo Zither-, Harf‘n und Gitarr‘ g’spuilt werd‘n? Irgenwann wird er es uns sag’n kenna, wenn ma’n wieder treffa, .. irgendwo ganz weit oben …. drob’n bei unserm Herrgott, … über de Alma …. (jmR)