Nachruf auf Klaus Eberlein

Turmschreiber Dr. Norbert Göttler zum Tod des vielseitigen Künstlers und Träger des Bayerischen Poetentalers:

Klaus Eberlein wurde 1941 in München-Sendling geboren und zunächst zum Chromolithographen ausgebildet. Er studierte an der Münchner Akademie der Bildenden Künste und wurde Meisterschüler bei Prof. Hermann Kaspar.

Seit 1968 war er Mitglied der Künstlervereinigung Dachau sowie Mitglied und langjähriger Leiter des „Vereins für Originalradierung“. Bald wurde er auch geschätztes Mitglied der Münchner Turmschreiber, die ihm 2009 ihren Poetentaler verliehen.

Eberlein lebte mit seiner Frau Marita und lange Jahre mit Tochter Petra in München-Solln und arbeitete als Zeichner, Radierer, Lithograph, aber auch als Gestalter von Terrakotten. Seine Buchillustration haben ihm Preise und Ankäufe in aller Welt eingebracht. Als Auszeichnungen seien der Preis der Internationalen Buchkunstausstellung in Leipzig oder das Stipendium der Richard-Seewald-Stiftung, Ascona, genannt. Ausstellungen fanden in Polen, Finnland, Frankreich, USA, Spanien und der Ukraine statt. Ankäufe wurden unter anderem durch die Graphische Sammlung München, die Bayerische Staatsgemäldesammlungen und das Buchheim Museum Bernried getätigt, aber auch durch die British Library London und Vatikanischen Sammlungen in Rom.

Klaus Eberlein war ein narrativer Künstler. Mit einem Übermaß an Witz, feiner Ironie und Phantasie schaffte er in seinen Bildern eine Welt voller faunartiger Gestalten, lasziver Frauen, geflügelter Fabelwesen, Engel, Musiker, Könige und Artisten. Seine Figuren und Szenen erzählen Geschichten, mitunter ganze Lebensgeschichten. Die Frage, wie wahr diese Geschichten nach rationaler Vorstellung sind, verschwimmt in einer surrealen Woge aus Lebenslust und Sinnlichkeit. Man hört die Wesen Eberleins förmlich singen, lachen und tanzen, fauchen und gurren. In archaischer Unmittelbarkeit und paradiesischer Nacktheit stehen sie auf Du und Du mit Flora und Fauna, mit Sternen, Sonnen und Monden. Mal bodenständig-derb, mal von zerbrechlicher Zartheit umgeben sie sich mit Wildkatzen und Fischen, Schwänen, Schildkröten und anderem Getier.

Dieser „magische Realismus“ – um mit Garcia Marquez zu sprechen – spiegelt sich auch in den Terrakotten Klaus Eberleins wieder, der Fortsetzung seines zeichnerischen und druckgraphischen Werkes mit plastischen Mitteln. Mal tönern derb, mal von zerbrechlicher Zartheit reiten Figuren auf Stieren, Fischen und Schwänen. Freundliche Schutzgeister drängen den Einfluss dämonischer Kräfte zurück, ihre apotropäischen, also zauberabwehrenden Fähigkeiten scheinen untrennbar gepaart zu sein mit Verschmitztheit und Humor. Und im Zentrum immer wieder die pralle Lebenslust erotisch-irdischer Frauengestalten, deren Sinnlichkeit der faunischen Welt in nichts nachsteht.

All diese Kreativität und Lebenslust machte Klaus Eberlein aus, dazu seine Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Bescheidenheit. Jetzt ist er im Alter von 82 Jahren von uns gegangen.