Gründung
1959 durch Hanns Vogel, gemeinsam mit sieben weiteren Autoren.
Name
Benannt nach dem linken Isartorturm in München, der das bekannte Valentin-Karlstadt-Musäum beherbergt. Im Valentinsstüberl im Obergeschoss des Turms fand die Gründung statt.
Mitglieder
Im Laufe der Jahrzehnte gesellten sich rund 100 Schriftsteller und Schriftstellerinnen sowie weitere Kunstschaffende und Förderer der Literatur in Bayern zu den Turmschreibern. Die Zahl der lebenden Mitglieder beläuft sich auf fast 60 Autoren und Autorinnen.
Mitgliedschaft
Eine Bewerbung ist nicht möglich.
Die Einladung zur Mitgliedschaft erfolgt nach Beschluss der Turmschreiber an ausgewählte Autoren.
Leitung
1959 bis 1979: Hanns Vogel
1979 bis 2000: Kurt Wilhelm
2000 bis 2011: Norbert Göttler, Erich Jooß, Alfons Schweiggert
2012 bis 2017: Erich Jooß, Alfons Schweiggert, Jürgen Kirner
2017 bis Mai 2025: Jürgen Kirner, Melanie Arzenheimer und Wolfgang Oppler
seit Mai 2025: Melanie Arzenheimer, Wolfgang Oppler und Georg Eggers
Ausführliche Chronik
Hier nun ein ausführlicher Blick auf die Geschichte der Münchner Turmschreiber. Alfons Schweiggert hatte zum 50-jährigen Bestehen der Schriftstellervereinigung folgende Chronik verfasst:
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges musste sich in Deutschland auch das literarische Leben neu ordnen und entwickeln. Drei interessante Ereignisse fanden in Bayern statt.
1947
Am 6. September trafen sich in Bannwaldsee bei Füssen im Allgäu 15 Schriftsteller, aus der die berühmte „Gruppe 47“ hervorging. Der in München lebende Schriftsteller Hans Werner Richter leitete die Gruppe 20 Jahre bis zu ihrem Ende 1967 und lud in dieser Zeit bedeutende deutsche Autorinnen und Autoren zu den insgesamt etwa 30 Tagungen ein. Diese Gruppe war, so Marcel Reich-Ranicki, „nie ein Verband oder ein Verein, ein Klub oder eine Gesellschaft. Sie hatte nie eine Satzung oder ein Programm, eine Mitgliedsliste oder einen Vorstand. Sie hatte immer nur Hans Werner Richter. Er war ihr Organisator und Gesprächsleiter von Anfang an, er war einer von denen, die sie im September 1947 ins Leben gerufen haben. Und er war der einzige, der sie 20 Jahre am Leben gehalten hat.“ Die Gruppe 47 „vereinte die besten Schriftsteller und die intelligentesten Kritiker.“
1957
Der von einer alteingesessenen Würzburger Familie abstammende Friedl Brehm, freiberuflicher Lokaljournalist, gründete in Feldafing am Starnberger See den „Friedl Brehm Verlag“ und scharte in 25 Jahren zahlreiche junge Autorinnen und Autoren um sich. „Der `Friedl-Brehm-Kreis´ wird zu einem Sammelbecken all jener literarischen Stimmen, die damals für ein `anderes Bayern´ standen“, so Bernhard Setzwein. „Bald war der `Friedl Brehm Verlag´ ausgewiesen als Forum einer neuen, avantgardis-tischen, progressiven und kritischen bayerischen Dialektliteratur.“ Wie die Gruppe 47 war auch der „Friedl-Brehm-Kreis“ kein Verein mit Mitgliedsliste, Satzung und Vorstand. Neben Friedl Brehm war Josef Wittmann einer der wichtigsten Stützen des Verlages. Bald nach dem Tod Friedl Brehms im April 1983 löste sich der „Friedl-Brehm-Kreis“ auf.
1959
Münchens Kulturreferent Hanns Vogel bedauerte, dass nach dem Krieg „süddeutsche Autoren gering geachtet waren, dass in den Buchhandlungen ein kleines Fach genügte, um die komplette `Bavarica-Literatur´ aufzunehmen.“ Deshalb wollte er mit der Gründung der „Turmschreiber“ einheimischen Schriftstellern, insbesondere auch ihrer Mundart, wieder Gehör verschaffen.“ Es sollte gleichsam ein Anschluss gefunden werden an bayerische Autorinnen und Autoren der Vergangenheit wie Georg Queri, Lena Christ und Joseph Ruederer, Marie Luise Fleißer, Emerenz Meier und Oskar Maria Graf, Josef Hofmiller, Michl Ehbauer und Alois Johannes Lippl, um nur einige zu nennen. Auch die Turmschreiber waren wie die „Gruppe 47“ und der „Friedl-Brehm-Kreis“ von Anfang an kein eingetragener Verein mit einer Satzung oder einem festgelegten Programm, sondern eine lose Vereinigung von Autoren.
In den ersten fünf Jahrzehnten ihres Bestehens entwickelte sich die Schriftstellervereinigung der Turmschreiber in drei Etappen.
Bis 1979 setzte die rein männliche Autorengruppe unter der Führung von Hanns Vogel in ihren Arbeiten vorrangig eine traditionell geprägte bayerische Literatur fort.
Unter der Leitung von Kurt Wilhelm verbreitete sich ab 1980 der Bekanntheitsgrad der Gruppe innerhalb der folgenden 20 Jahre über Münchens und Bayerns Grenzen hinaus und dies vor allem durch zahlreiche gut besuchte Leseveranstaltungen.
Ab 2000 leitete das neue dreiköpfige Leitungsteam – Norbert Göttler, Erich Jooß und Alfons Schweiggert – durch einige Reformen eine Weiterentwicklung der Turm-schreiber ein. So öffnete sich der Kreis nunmehr auch Schriftstellerinnen sowie ehemals dem „Friedl-Brehm-Kreis“ zugehörigen Autorinnen und Autoren. Seither stand auch die Frage im Mittelpunkt, welche Aufgaben eine bayerische Literatur und Literatur in Bayern zu leisten hat.
1959 bis 1968
1959
Am Mittwoch, dem 14. Oktober 1959, gründen sieben Münchener Autoren – Franz Xaver Breitenfellner, Ernst Hoferichter, Martin Lankes, Hannes König, Herbert Schneider, Hanns Vogel und Oskar Weber – auf Anregung des Münchner Kulturreferenten Hanns Vogel im linken Turm des Isartors die Schriftstellervereinigung der Turmschreiber.
Hannes König, der Direktor des vor einem Monat eröffneten Valentin-Musäums stellt das Valentin-Turmstüberl als Gründungsort zur Verfügung. Kein geringerer als Karl Valentin wird Ehrenprotektor der Turmschreiber, deren Namen F. X. Breitenfellner nach dem Ort der Gründung kreiert.
Erster Präsident wird Hanns Vogel. Bei den organisatorischen Aufgaben wird er von seiner Frau Betty und von Elfriede und Ottmar Bernhard unterstützt.
1960
Im ersten Jahr finden neun Leseabende im Turm statt. Zuerst liest bei jeder Veranstaltung nur ein Autor. Zum 150. Geburtstag des Oktoberfestes treten aber bereits mehrere Autoren der Turmschreiber gemeinsam auf. Dies ist der Beginn der Gruppenlesungen, die das Publikum besonders schätzt.
1961
Erstmals wird der „Bayerische Poetentaler“ von den Turmschreibern verliehen. Sie wollen damit Persönlichkeiten und Institutionen auszeichnen, die sich um bayerische Kunst und Kultur verdient gemacht haben. Die Presse bezeichnet den Preis als „Grand Prix Bavaroise“.
1962
Im Januar findet die erste Gastlesung der Turmschreiber in Dachau statt. Seither lesen die Turmschreiber nicht mehr nur im Isartorturm, sondern auch außerhalb Münchens an vielen unterschiedlichen Leseorten in Bayern. Ende des Jahres gibt es bereits 11 Turmschreiber.
Der erste „Turmschreiber-Pfälzer-Weinschmeckabend“ findet in Landau in der Pfalz statt. Damit beginnt die Tradition des alljährlich stattfindenden „Weinabends der Turmschreiber“, zu dem Freunde und Gönner der Autorenvereinigung geladen sind.
Die erste Turmschreiber-Anthologie mit Geschichten und Gedichten erscheint unter dem Titel „Leibhaftiges München“.
1963
Der Schriftsteller Eugen Roth wird Mitglied der Turmschreiber.
Der Arzt Dr. Wetzel spendet beim Weinabend der Turmschreiber den Pfälzer Wein und sponsert auch künftig diese Veranstaltung.
1964
Im März erobern die Turmschreiber das Münchner Künstlerhaus, in dessen großen Saal sie künftig immer wieder Lesungen veranstalten können. In der Presse wird die literarische Arbeit der Turmschreiber anerkennend kommentiert.
1965
Auch außerhalb Münchens finden die Lesungen der Turmschreiber immer größeren Zuspruch. Häufig sind die Säle mit Besuchern überfüllt, so etwa In Deggendorf und Weilheim.
1966
Texte der Turmschreiber werden bei den Veranstaltungen zunehmend auch von Schauspielerinnen und Schauspielern vorgetragen, so von Erni Singerl, Hans Fitz oder Fritz Strasser.
Carl Orff liest im April zum Dank für den ihm verliehenen Poetentaler im Künstlerhaus vor Turmschreibern seine „Comoedia de christi Resurrectione“.
Der Turmschreiber Ernst Hoferichter stirbt im Alter von 71 Jahren.
1967
Autoren aus Österreich, der Schweiz, aus der Slowakei und Südtirol sowie aus den rhätoromanischen Sprachgebieten treffen sich zum Gedankenaustausch am Vier- waldstätter See.
Die Schriftstellerin Marieluise Fleißer erhält den diesjährigen Poetentaler.
1968
Im Mai bezeugen die Turmschreiber ihre Verbundenheit mit berühmten süddeutschen Schriftstellerkollegen, so mit Billinger, H.C. Artmann und Nestroy, indem sie Texte aus deren Werken vortragen und ihnen auf diese Weise ihre Referenz erweisen.
1969 bis 1978
1969
Die Turmschreiber erinnern durch Vorträge und Lesungen an ihr zehnjähriges Bestehen. Wie die Presse vermeldet, ist „die Vereinigung ein nicht mehr wegzudenkender Teil des Münchner und des bayerischen Kulturlebens“.
1970
Reise der Turmschreiber nach Venetien, wo 2000 Menschen in den Lessinischen Alpen nördlich von Verona noch ihr mittelalteriches Bayrisch bewahrt haben, die vom Aussterben bedrohte so genannte „cimbrische Sprache“. Ein für die Turmschreiber höchst interessantes Thema.
1971
Die Zahl der Turmschreiber ist auf 22 angewachsen.
Im November werden die Poetentaler an Paul Ernst Rattelmüller und Roider Jakl verliehen. Damit wurden bisher 31 Poetentaler vergeben.
1972
Reise der Turmschreiber ins österreichische Innviertel nach Mettmach zu einem Treffen mit dort lebenden Autoren. Die Veranstaltung wurde vom ORF aufgezeichnet. Der Turmschreiber Josef Maria Lutz stirbt im Alter von 79 Jahren.
1973
Der bekannte Münchner Journalist Sigi Sommer wird mit dem Poetentaler geehrt. Von der Presse wird der „Bayerische Poetentaler“ mittlerweile respektvoll als „Bayerische Staatsauszeichnung“ oder „Bayerischen Nobelpreis“ bezeichnet.
Ludwig Schrott stirbt 65-jährig.
1974
Presselob zum 15-jährigen Jubiläum der Turmschreiber: „Seit es diese Gruppe gibt, hat man exemplarisch erfahren, welche Aussagekraft, welcher Bilder- und Gedan-kenreichtum in der Mundartdichtung stecken kann. Und es lässt sich, im Rückblick auf dieses Anderhalb-Jahrzehnt ermessen, wie viele Sprachschätze uns entgangen wären, hätten die Turmschreiber nicht an rund 150 Isartor-Abenden und in vielen zusätzlichen Veranstaltungen, mit denen sie weit ins Land gedrungen sind, höchst verdienstvolle und ganze Arbeit geleistet.“
1975
Hanns Vogel legt sein Amt im Münchner Kulturreferat nieder und geht in Pension.
Der verstorbene Arzt Dr. Wetzel hinterlässt den Turmschreibern als Legat Wert-papiere mit der Auflage, von den Zinsen alljährlich einen „Pfalzweinabend“ zu bestreiten. Über viele Jahre kann über dieses Legat der Wein bei den „Wein-Abenden“ der Turmschreiber kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
1976
Der Journalist Karl Ude schreibt in der SZ über die Turmschreiber: „Wo es um die Pflege der Sprache und seines Brauchtums in Bayern geht, da sterben die Heger [gemeint sind die Turmschreiber] nicht aus.“
Der Turmschreiber Eugen Roth stirbt im Alter von 81 Jahren und Karl Spengler mit 75 Jahren.
1977
Der Fernsehregisseur Kurt Wilhelm, damals noch nicht Turmschreiber, macht im Januar mit Turmschreibern unter dem Titel „Bayerische Raritäten“ erstmals zwei einstündige Sendungen im Bayerischen Fernsehen und beginnt damit eine erfolgreiche Reihe, die bis 1988 mit jährlich zwei bis vier Folgen ausgestrahlt wird.
Ende des Jahres erhält Kurt Wilhelm den Poetentaler und wird kurz darauf zum 25. Turmschreiber ernannt.
1978
Im August stirbt der Turmschreiber Anton Wandinger im Alter von 65 Jahren.
1979 bis 1988
1979
Hanns Vogel, der Gründer der Turmschreiber, legt beim 20-jährigen Jubiläum sein Präsidentenamt nieder. Zum neuen Präsidenten – für die nächsten 20 Jahre – wird Kurt Wilhelm gewählt. Bezüglich der organisatorischen Aufgaben wird er von Elfriede und Ottmar Bernhard sowie von Karin Banik unterstützt.
Für das erste Turmschreiber-Biographieheft stellt der bekannte Akademieprofessor Josef Oberberger seine Graphik „Turmschreiber am Caféhaustisch“ Kurt Wilhelm kostenlos zur Verfügung. Der Verleger Wilhelm Ludwig druckt das Heft.
Erstmals finden Lesungen auch im Münchner Stadtmuseum statt, das für einige Jahre zum Hauptquartier wird. Danach wird die „Kleine Komödie am Max II Denkmal“ zum Stamm-Veranstaltungshaus der Turmschreiber.
Die 19. Poetentalerverleihung findet erstmals im prunkvollen Cuvilliestheater statt. Einen der Taler erhält der berühmte Opernkomponist Werner Egk.
„Das Münchner Turmschreiber-Buch. Bayerische Dichtersleut von heut“ erscheint als zweite Turmschreiber-Anthologie im Rosenheimer Verlag.
1980
„Die Turmschreiber“, so ein Presseurteil, „mögen zwar das zahlreiche Publikum, aber sie brauchen es nicht unbedingt. Sie machen ja keine Konsum-Literatur, sondern was sie schreiben sind eher Zeilen für Liebhaber.“
Alfred Sinseder plant erstmals, einen „Freundeskreis der Turmschreiber“ zu gründen. Doch seine Idee wird erst 14 Jahre später realisiert.
Der traditionelle „Weinabend der Turmschreiber“ findet nun auf Einladung von Herrn Rückel und Josef Redl alljährlich im Brotzeitstüberl des Kaufhauses Beck am Rathauseck statt.
1981
Erneut werden zwei Sendungen „Bayerische Raritäten“ vom BR-Fernsehen ausgestrahlt. Eine Lesung von Turmschreibern erfolgt im Deutschen Bundestag, Bonn.
1982
Die Lesetermine der Turmschreiber nehmen stark zu. Veranstaltungen erfolgen unter anderem in Bibliotheks- und Rathaussälen, Stadtmuseen, Burgen (Grünwald), Schlössern (Schloß Dachau, Schloß Neufahrn), im Rundfunk und Fernsehen.
Angeregt von Ernst Krammer-Keck (Ludwig-Verlag) erscheint das erste Turm- schreiber-Hausbuch auf das Jahr 1983, damals hieß die Publikation noch „Turmschreiber-Kalender“. Alljährlich wird seither eine neue Ausgabe veröffentlicht.
1983
Turmschreiber-Lesungen finden in Dingolfing, Bad Tölz, Passau, Schloss Amerang, Regensburg und im Kaiserssal des Klosters Ottobeuren statt. Auf der IGA (Internationalen Gartenschau) im Westpark und an vielen andere Orten .
Der Turmschreiber Werner Schlierf wird mit dem Bayerischen Romanpreis ausgezeichnet.
1984
25 Jahre „Turmschreiber“! Bei der festlichen Turmschreiber-Veranstaltung im neuen Volkstheater am Stiglmaierplatz stürmen über 800 Gäste das Haus. Das BR- Fernsehen dreht anlässlich des Turmschreiber-Jubiläums einen Film (Regie Widmann). Im Oktober erfolgt im Alten Rathaussaal eine Ehrung durch die Stadt München.
Die dritte Turmschreiber-Anthologie erscheint unter dem Titel „Ein Spaßvogel auf dem Richterstuhl“ im Münchner Heyne-Verlag. Kurz darauf erscheint die vierte von Kurt Wilhelm herausgegebene Turmschreiber-Anthologie „Liebeserklärung an München“.
Ernst Roscher, der „Tondokumentator“ der Turmschreiber, der von nahezu allen Leseveranstaltungen der Turmschreiber Aufzeichnungen fertigte – er übergab sie später der Münchner Stadtbibliothek Monacensia – feiert seinen 60. Geburtstag.
Der Turmschreiber Emil Vierlinger stirbt im Alter von 75 Jahren und sein Kollege Wugg Retzer mit 79 Jahren.
1985
Nach der Neuaufnahme von Leopold Ahlsen, Manfred Bacher, Walter Flemmer Alfons Schweiggert und Helmut Seitz gibt es wieder 30 Turmschreiber.
Der Historiker und Turmschreiber Benno Hubensteiner stirbt im Alter von 81 Jahren und Hans Breinlinger mit 73 Jahren.
1986
Viele Verlage drucken mittlerweile Werke der Turmschreiber, so der Süddeutsche Verlag und die Verlage Bayerland, Ehrenwirth, Hugendubel, Ludwig, Passavia, Pustet, Rosenheimer, um nur einige zu nennen.
Im Dezember findet die Präsentation einer Turmschreiber-Schallplatte und Kassette mit Texten, gelesen von den Autoren, statt.
1987
Wie jedes Jahr erfolgen erneut zahlreiche Leseveranstaltungen der Turmschreiber, u.a in der „Kleinen Komödie“, im Bayerischen Landtag (Maximilianeum) und im Künstlerhaus unter Leitung von Peter Grassinger. Es werden weitere Folgen der Fernsehsendung „Bayerische Raritäten“ mit Turmschreibern aufgezeichnet.
Im 92. Lebensjahr stirbt der Turmschreiber Hans Hösl.
1988
Der BR pensioniert Kurt Wilhlem am 65. Geburtstag. Damit endet auch die von ihm betreute Fernsehreihe „Bayerische Raritäten“.
1989 bis 1998
1989
Zum 30-jährigen Jubiläum veranstalten die Turmschreiber eine Matinee im Prinz-regententheater. Die Presse vermerkt lobend, dass „in den drei Jahrzehnten eine beachtliche literarische Saat aufging“. Unter anderem feiern die Turmschreiber dieses Jubiläum auf Einladung des Präsidenten des Münchner Künstlerhauses, Peter Grassinger, auch auf Schloss Pertenstein.
Hannes König, Mitbegründer der Turmschreiber und Direktor des Valentin-Musäums, stirbt 81jährig im Oktober.
1990
Auf einer Reise des Münchner Presseclubs nach Berlin machen die Turmschreiber den damals regierenden Bürgermeister Momper mit süddeutscher Literatur bekannt. Beim Juristentag im Münchner Justizpalast lesen Turmschreiber vor 900 Teilneh- mern, Juristen und Ministerialbeamten.
Fritz Meingast stirbt 86-jährig und Ludwig Hollweck im Alter von 74 Jahren.
1991
Jährlich erscheinen von den Turmschreibern zahlreiche Veröffentlichungen, darunter viel beachtete Romane und Erzählungen, Lyrik, Biographien und Sachbücher sowie Bücher für Kinder und Jugendliche. Auch von ihnen geschaffene Theaterstücke, Hörspiele und Drehbücher werden auf Bühnen, im Rundfunk und Fernsehen umgesetzt.
1992
Das BR-Fernsehen zeichnet ein letztes Mal zwei Folgen „Bayerische Raritäten“ im Schloss Jetzendorf und in der Au/ Hallertau auf.
Hans Pletzer stirbt 91-jährig.
1993
Im März feiert Turmschreiber-Präsident Kurt Wilhelm seinen 70. Geburtstag.
Im Juli wird durch ihn und Ernst Krammer-Keck der „Turmschreiber Verlag“ gegründet. In ihm erscheinen neben Werken von Turmschreibern auch andere Bücher mit bayerischer Thematik. Bereits im November werden die ersten sechs Bände ausgeliefert.
Martin Lankes stirbt 96-jährig.
1994
Zum 35-jährigen Bestehen findet in der Stadtsparkasse München im Tal eine Turmschreiber-Jubiläums-Ausstellung statt. Eine CD und eine Kassette mit Aus- schnitten aus Lesungen von 41 Turmschreiber erscheint.
Die Turmschreiber beschließen die Aufnahme von neun neuen Autoren: Hannes Burger, Josef Fendl, Hans Fischach, Dr. Erich Jooß, Hans Prähofer, Willy Purucker, Robert Naegele, Dr. Hans Nöhbauer und Josef Steidle. Damit ist die Zahl von 50 Turmschreibern – die Verstorbenen eingeschlossen – erreicht.
Sieben Personen gründen am 16. Juni in der Gaststätte Maxhof den „Freundeskreis der Turmschreiber“. Mit den Mitgliedsbeiträgen sollen unter anderem auch verschiedene Vorhaben der Turmschreiber unterstützt werden.
Überraschend stirbt im Juli Manfred Bacher im 72. Lebensjahr auf einer Bergtour.
1995
Die von Kurt Wilhelm herausgegebene „Turmschreiber-Bibliothek“ mit satirisch- humorvollen Geschichten zu den Themen „Grant“, „Liebe“, „Familie“ etc. erscheint im Bayerland Verlag, Dachau.
1996
Der Namensgeber der Turmschreiber, Franz Xaver Breitenfellner, stirbt 83-jährig.
1997
Im Januar sterben Franz Ringseis 78-jährig und der Romancier Carl Oskar Renner im Alter von 89 Jahren.
1998
Die Leseveranstaltungen der Turmschreiber in der „Kleinen Komödie“ und im „Künstlerhaus“ in München sind regelmäßig ausverkauft.
„Der Freundeskreis der Turmschreiber e.V.“ zählt mittlerweile über 400 Mitglieder.
1999 bis 2008
1999
Kurt Wilhelm entschließt sich, wie ehemals bereits Hanns Vogel, nach 20-jähriger Präsidentschaft sein Amt niederzulegen. Als Nachfolger im Präsidentenamt empfiehlt er seinen Kollegen Alfons Schweiggert, der auf Grund seiner beruflichen Tätigkeit das Amt nicht alleine übernehmen will. Dr. Norbert Göttler und Dr. Erich Jooß erklären sich zur Zusammenarbeit bereit. Die Turmschreiber werden nun von einem Triumvirat geleitet.
Mit Kurt Wilhelm beendigen auch Elfriede Bernhard und Karin Banik ihre Organi- sationstätigkeit für die Turmschreiber.
2000
Das dreiköpfige Turmschreiber-Präsidium kann das in Krailling ansässige „Kultur-bureau Borst“ für eine Zusammenarbeit hinsichtlich der vielfältigen organisatorischen Aufgaben gewinnen.
Der bekannte Fernsehmoderator Michael Stiegler übernimmt bis zu seinem frühen Tod mehrfach die Moderation von Leseveranstaltungen der Turmschreiber.
2001
In den Kreis der Turmschreiber werden erstmals auch Schriftstellerinnen aufgenommen. Die ersten Autorinnen sind Hedi Heres, Jutta Makowsky, Monika Pauderer, Martha Schad und Asta Scheib.
Die Turmschreiber-Veranstaltungen finden an immer neuen interessanten Leseorten statt. Unter dem von Alfons Schweiggert kreierten Titel „Monacissiomo“ bietet das Kulturbureau Borst alljährlich im Herbst abwechslungsreiche Lesungen an. Neue Veranstaltungsorte sind unter anderen die Seidlvilla, der Giesinger Bahnhof und das Wirtshaus im Schlachthof. Die Ludwigs-Maximilans-Universität München, die Klosterbibliothek Andechs, der Barocksaal des Klosters Benediktbeuern sind ebenso gern genutzte Leseorte wie der Hubertussaal in Schloss Nymphenburg, der Münchner Justizpalast, der Senatssaal im Maximilianeum, außerdem in der Münchner Residenz: der Brunnenhof, die alte Hofkapelle, der Herkulessaal und der Max-Joseph-Saal sowie die Allerheiligenhofkirche.
Oskar Weber stirbt mit 88 Jahren und unerwartet auch der ehemalige Präsident der Münchner Akademie der Bildenden Künste und Turmschreiber, Rudi Seitz, im Alter von erst 67 Jahren.
2002
Vermehrt bieten die Turmschreiber auch literarische Exkursionen und Kulturreisen inner- und außerhalb Bayerns an. Die Fahrten führen nach Schloss Amerang, ins Ludwig Thoma-Haus auf der Tuften, zum Sissi-Schloss Unterwittelsbach, auf die Roseninsel, zur Raubritterburg Stein an der Traun sowie nach Ingolstadt und Passau. Begleitung durch die Turmschreiber erfolgt auch bei Sonderschifffahrten auf dem Starnberger See, auf Reisen nach Südtirol, Graz und in die steirische Toskana, nach Wien, Prag und Siebenbürgen in den Karpaten.
2003
Die Schriftstellervereinigung Turmschreiber umfasst nun 47 Autoren und Autorinnen. Mit den 22 bereits verstorbenen beläuft sich die Zahl auf 69.
2004
Seit nunmehr bereits 45 Jahren gibt es die Turmschreiber. Weiterhin geht es der Vereinigung um das Schaffen und die Pflege von bayerischer Literatur und Literatur in Bayern, die sie in ansprechenden Leseveranstaltungen einem breiten Publikum an interessanten Leseorten nahe bringen wollen.
Leopold Kammer stirbt mit 79 Jahren.
Das Buch „Die Münchner Turmschreiber in der Karikatur“ mit Karikaturen aller Turmschreiber des bekannten Münchner Karikaturisten Franz Eder findet beim Publikum großen Anklang. Nach einer Ausstellung im Valentin-Musäum stiftet Eder die Originale der Zeichnungen dem Valentin-Musäum“.
2005
Der erste Präsident und Mitbegründer der Turmschreiber, Hanns Vogel, stirbt im Alter von 92 Jahren. Im selben Jahr stirbt auch Hans Prähofer 85-jährig.
2006
Der „Literarische Herbst im Fünf-See-Land“ mit zahlreichen interessanten Themen, unter Leitung des Turmschreibers Gerd Holzheimer, findet seit einigen Jahren regen Zuspruch.
2007
Im März 2007 stirbt Werner Schlierf im 70. Lebensjahr und im Mai kommt der Historiker Prof. Dr. Herbert Schindler bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben.
2008
Nach achtjähriger Tätigkeit für die Turmschreiber schließt das Kulturbureau Borst, da Christine Borst als 1. Bürgermeisterin von Krailling neue Aufgaben wahrzunehmen hat. Künftig werden die Turmschreiber von Josef M. Redl betreut.
Der Turmschreiber-Verlag wird von Ernst Krammer-Keck an den Husum-Verlag verkauft, wo er aber weiterhin ein eigenes Segment darstellt.
2009 – 50 Jahre Turmschreiber
2009
Zum 50. Jubiläum der Turmschreiber fand am 14. Oktober im Saal des Alten Rathauses ein Festakt statt. Die Ansprache hielt der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft. Forschung und Kunst a.D., Dr. Thomas Goppel.
Zwei Tage später, am 16. Oktober, eröffnete Prof. Dr. Reinhard Wittmann, Leiter der Abt. Literatur im Bayerischen Rundfunk, in der Zentrale der Kreissparkasse München-Starnberg am Sendlinger-Tor-Platz 1 die Ausstellung „50 Jahre Turmschreiber“, die unter der Schirmherrschaft des Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude stand und bis zum 20. November geöffnet war.
Zum Jubiläum erschien eine umfangreiche Anthologie unter dem Titel „Das große Bayerische Lesebuch. 50 Jahre Turmschreiber“ im Verlag St. Michaelsbund in München.
Am 20. November fand im Festsaal des Alten Rathauses in München zum 48. Mal die Verleihung des „Bayerischen Poetentalers“ statt.
Zum 50-jährigen Jubiläum waren es genau 50 Schriftstellerinnen und Schriftsteller die zur Autorenvereinigung gehörten, dazu kamen die bereits 28 verstorbenen Mitglieder.
Seit 50 Jahren waren die Turmschreiber eine im Kulturleben Bayerns fest verwurzelte Gruppe renommierter, im süddeutschen Raum lebender Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Mit zahlreichen bedeutenden Werken als Romanciers, Erzähler, Lyriker, Satiriker, Dramatiker, Historiker, Feuilletonisten, Biographen, Kinder- und Jugendbuchautoren leisteten sie einen wichtigen Beitrag zum literarischen Leben nicht nur Bayerns, sondern ganz Deutschlands.
„Die älteste existierende und zweifellos berühmteste Schriftstellervereinigung Bayerns ist die Autorengilde der Turmschreiber“, so notierte die Presse. „Zahlreiche bedeutende und beliebte in Süddeutschland beheimatete Autorinnen und Autoren gehören dieser wahrlich ehrenwerten Literatengesellschaft an, die von Hanns Vogel gegründet, vom `Brandner-Kasper´ – Autor Kurt Wilhelm geleitet und seit 2000 vom `Triumvirat´ Norbert Göttler, Erich Joos und Alfons Schweiggert engagiert und umsichtig in die Zukunft geführt wird.“ Nachdem Norbert Göttler wegen beruflicher Verpflichtungen als Bayerischer Bezirksheimatpfleger den Vorstand verließ, übernahm 2015 Jürgen Kirner dessen Stelle.
Seit 2017 leitete dann ein neues Dreigestirn die Autorengruppe: Melanie Arzenheimer, Jürgen Kirner, Wolfgang Oppler. Nachdem Jürgen Kirner wegen beruflicher Verpflichtungen das Präsidium verließ, sind Melanie Arzenheimer und Wolfgang Oppler im Vorstand der Vereinigung aktiv.
2019 wurde das 60-jährige Bestehen der Autorengruppe gefeiert.